Was sind schon 5 Jahre und ein bisschen? Für ein Kleinkind ist es ein ganzes Leben, für so manches Haustier zwei Generationen und für viele Erwachsene gerade mal ein paar Jährchen. Aber fünf Jahre können auch eine Menge in einem erwachsenen Leben sein, vor allem wenn es gespickt ist mit allerlei Höhen und Tiefen und wegweisende Entscheidungen die fürs Leben getroffen wurden. Manche Besser wie die Anderen …

Vor 5 Jahren und 4 Monaten startete ich einen neuen Lebensabschnitt und bezog meine Wohnung in der Nähe von München. Ich wanderte aus – mehr oder weniger. Klar, München respektive Bayern ist ja eigentlich so etwas wie das 10. Bundesland Österreichs, aber dennoch gehört es zum großen Nachbarn Deutschland und war nicht mehr Wien. Man sprach zwar dieselbe Sprache (zumindest lt. Duden) und auch hielt sich der sogenannte Kulturschock in Grenzen, nichts desto trotz war es fern der Heimat und es gab durchaus einige Dinge, die dann doch anders sind. Oder schon einmal als Österreicher beim Bäcker eine Quarktasche bestellt und sich zwischen dutzenden Krankenversicherungen entscheiden müssen? 😉

Die Anfangszeit in einer neuen Stadt-einem neuen Land ist noch voller Euphorie und wie auch in der Liebe, trägt man eine rosarote Brille um sich seine Entscheidung so lange wie möglich schön und richtig zu reden. Nicht falsch verstehen, Auswandern soll jetzt nicht per se die falsche Wahl sein, doch ich glaube, dass man sich im Vorfeld sehr gut und genau mit der neuen Heimat beschäftigen sollte – bevor die bösen Überraschungen dann auftauchen.
Dieses euphorische Gefühl, dieser emotionale Höhenflug den man zu Beginn einer solchen Reise hat, ist – in meinen Augen – mit nichts anderem so wirklich zu vergleichen. Man verabschiedet sich auf der einen Seite von seinen geliebten Menschen, seiner Familie, seiner Heimat und im nächsten Augenblick begrüßt man womöglich bereits neue Freunde, eine neue Art von Familie und eine neue zukünftige Heimat.

Anfänglich pendelte ich noch öfters zwischen München und Wien hin und her, bis sich die berufliche Situation änderte und ich nur noch zu den wirklichen Familientreffen /-feiern nach Wien fuhr – also ca. 5x im Jahr. „Es sind ja nur 5h…“ Stimmt schon grundsätzlich, aber das auch 2x5h ein vollständiger Tag sind und auf Dauer gehörige Kosten verursacht ignoriert man gerne einmal.

Da ich augenscheinlich nach München ziehen musste um mein persönliches Liebesglück dennoch wieder in Wien zu finden, konnte zum damaligen Zeitpunkt keiner erahnen – aber es war so und ich bin auch froh darüber. Doch plötzlich waren da noch mehr Familientreffen und -feiern und schon pendelte man beinahe jedes 2. Wochenende wieder nach Wien und ab jetzt fängt man sich dann an die Frage zu stellen – wozu pendeln?

Als ich nach München zog waren tägliche Anblicke einer blauen Bim und „komischer“ Kennzeichen noch ungewohnt. Irgendwann ändert sich das … auch wenn man immer wieder zwischendurch in seiner ursprünglichen Heimat ist. Es kommt der Moment wo es sich tatsächlich dreht. Da empfindet man plötzlich die österreichischen KFZ-Kennzeichen und eine rote Bim als „selten“ und ungewohnten Anblick.

Im Herbst 2017 wurde aus einem verdrängten Gefühl eine Gewissheit und natürlich auch beflügelt durch Partnerschaft und Zukunftspläne – ich möchte wieder nach Hause! Und so zog ich nach 5 Jahren und 4 Monaten nun also endgültig wieder nach Wien. Kündigte meine Wohnung bei München, regelte alles mit meinem Arbeitgeber und folgte dem Herzen – wie auch schon fünf Jahre zuvor. Nur dieses Mal nicht in eine fremde Gegend …

Aber .. in eine fremde Heimat. Es klingt komisch und eigentlich waren es ja „nur“ 5 Jahre und ein bisschen was und dennoch bin ich gefühlt noch nicht wirklich wieder zu Hause in meinem Land. Die letzte Autofahrt, mit Malerpinsel und Schlafsack im Gepäck, nach der Wohnungsrückgabe war eine emotionale Berg- und Talfahrt und ich hatte in gewisser Weise ein Deja-vú. Auch wenn Wien immer meine richtige Heimat war, ist und sein wird, so hat man seine zeitbasierte Wahlheimat natürlich auch ins Herz geschlossen, mit allem was dazu gehört.
Ich bin überzeugt glücklich mit der Entscheidung und liebe es wieder „dahoam“ zu sein… aber dieses Bauchgefühl für zu Hause muss erst noch kommen offensichtlich. Und bis dahin – ist meine Heimat eine gewisse „fremde“ Heimat.

0 0 votes
Article Rating

Sharing is caring!