Wenn schon TV, dann verfolge ich fast nur Dokumentationen oder dokuähnliches Programm, gespickt mit Augenzeugenberichten, Ton und Bildmaterial und natürlich dürfen auch die Expertenmeinungen und Interviews nicht fehlen. Eigentlich eine gute Sache und ich finde auch jene Interviews und Expertenmeinungen immer interessant und wichtig. Wichtig, weil sie gezeigtes Material bestätigen, erklären oder auch mal in Frage stellen und zu eigenen Spekulationen anregen.

Doch stelle ich bei jeder zweiten Dokumentation fest, dass die Auswahl der Experten offensichtlich nicht einfach ist. Obwohl man meinen sollte, dass viele dieser Experten – ihres Zeichens meist Doktoren in ihrem Fachgebiet – es gewohnt sein sollten ihre Thesen, Erkenntnisse und Studien zu präsentieren und vor Publikum zu sprechen. Aber wie ich festgestellt habe, handelt es sich hier wohl um einen Irrglauben – Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Trotz all der nüchternen, sachlichen und fachlichen Erklärungen muss ich doch ab und zu zumindest mit einem Schmunzeln zusehen, wie auswendig gelerntes stoisch runter gebetet wird, ein Seitenblick pausenlos in die Kamera getätigt wird oder man sich vor einer laufenden Kamera so derartig verstellt um ja professionell zu wirken, dass es schon wieder künstlich und gespielt wirkt. Diese Personen sind mit Sicherheit wahre Genies auf ihren Gebieten oder zumindest in der inhaltlichen obersten Liga. Büßen jedoch an Glaubwürdigkeit ein dadurch. Natürlich ist nicht jeder extrovertiert und meistert ein TV Interview oder einen Auftritt mit Links, doch kann man genau jenes erlernen – Stichwort: Rhetorik und Präsentationsmethodik.

Ja, die Rhetorik und Präsentationstechniken werden mittlerweile inflationär in die Welt raus gestreut und nicht alles was sich Rhetorik schimpft ist es auch wert, so genannt und gelebt zu werden. Vermutlich allerdings schaden derartige Schulungen und Briefings einigen Experten in der Tat nicht, wenn sie schon für Dokus und Co ausgewählt werden. Immerhin erhält vermutlich jeder 2. Angestellte eines Unternehmens, mit Kundenkontakt, mittlerweile derartige Schulungen – ob gewollt oder nicht. Da sollte es – meiner Meinung nach – für Großkaliberexperten derer Art wohl auch machbar sein.

Traurig an der Sache finde ich nämlich, dass augenscheinlich tatsächlich die Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit einer solchen Berichterstattung leidet, sobald man ein, zwei Experten vor der Kamera hat und oben genanntes Verhalten erkennt.

Interessant auf der anderen Seite ist, dass vorrangig ältere Semester offensichtlich Probleme damit haben. Ausgerechnet jene Experten, welche sich nicht nur gut verkaufen als Experten, sondern auf Grund ihres Lebenslauf, der bisherigen Karriere und Errungenschaften tatsächlich von sich als Experten sprechen können. Und obendrein jene Experten meistens auch noch aktive Dozenten / Vortragende sind.

Macht mir das Angst? JA!

Ein Vortrag ist immer nur so gut, wie der / die Vortragende selbst! Da hilft das beste Wissen nichts – leider.
Vermutlich kennt jeder so einen Lehrer aus seiner persönlichen Schulzeit – bombastisches Wissen, aber unfähig es näher zu bringen. Was folgt daraus? Das Interesse des Beobachters / Zuhörer schwindet immer mehr und man verliert als Vortragende(r) unter Umständen potenziellen fachlichen Nachwuchs, nur weil man nicht fähig war die Thematik verständlich und aufbereitet näher zu bringen.

Muss folglich jede(r) Vortragende gleichzeitig ein Entertainer sein? Vielleicht?!

Aber eines gleich vorweg – NEIN, dies ist kein Phänomen irgendeiner Generation und schon gar nicht der Generation Millenial. Das Problem gab es bereits Generationen zuvor und wird es immer geben – mal mehr, mal weniger ausgeprägt.

Ich für meinen Teil lasse mich – trotz aller Kritik – nicht davon abhalten weiterhin Berichterstattungen, Dokumentationen usw. derer Art mir anzusehen und versuche auch weiterhin – so gut es geht – darüber hinweg zu sehen. An manchen Tagen jedoch – ja, da geht es einfach nicht. 😉

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