„Sie haben hier eine Lücke in ihrem Lebenslauf“ „Ja, ich weiß… lange Geschichte, aber ich war auch nicht untätig…“
Das werden sich vielleicht einige denken, wenn sie Lücken in ihrem Lebenslauf aufweisen, welche teilweise mit MMO (Massive Multiplayer Online) Spielen, wie dem berühmten World of Warcraft, ausgefüllt wurden. Doch vermutlich sind sich alle Leser ziemlich einig, dass das etwas ist, dass man bei einem Bewerbungsgespräch besser unter Verschluss hält und nicht auch noch damit prahlen geht. Immerhin ist es „nur“ ein Computerspiel und man wurde ja auch nicht bezahlt für seine „Arbeit“.

Doch warum eigentlich?

Ja man verbrachte seine Zeit vor dem Computer und einer virtuellen Welt, mit jedoch sehr realen Menschen. Betrachten wir eine moderne IT Abteilung.

Ein Haufen sogenannter Nerds sitzen den gesamten Tag vor dem Computer, entwickeln virtuelle Dinge und haben teilweise mit reellen Menschen um sich zu tun, ziehen es jedoch vor, über virtuelle Wege miteinander zu kommunizieren.

Vergleichen wir nun also eine Gemeinschaft in einem gängigen MMO welches sich gemeinsam ein Ziel gesetzt hat einen sogenannten NPC (Non Player Charakter), also einen Computergegner, zur Strecke zu bringen.
Ein Haufen sogenannter Nerds sitzen den gesamten Tag vor dem Computer, verarbeiten virtuelle Dinge und haben teilweise mit reellen Menschen um sich zu tun, ziehen es jedoch vor, über virtuelle Wege miteinander zu kommunizieren.

Sie erkennen Parallelen? Sehr gut, so war es gedacht.

Was will ich damit sagen?

Nun, also Computerspiele sind gesellschaftlich betrachtet immer etwas verrufen. Computerspieler werden oft als nicht gesellschaftsfähig tituliert, flüchten vor der Realität, obendrein wird ihnen auch noch unterstellt ein Messi zu sein, ungewaschen und noch vieles mehr. Ich denke jeder kennt diese Vorurteile, hat sie selbst vielleicht schon geäußert oder sich gegen diese gestellt. Und vermutlich kennt jeder mindestens einen Computerspieler, welcher nicht diesem Klischee entspricht. Warum also spricht die Gesellschaft jenen Spielern in einer Gemeinschaft auch soziale Fähigkeiten, welche unter Umständen sogar im Berufsfeld genutzt und eingesetzt werden können, einfach ab? Hingegen eine Mitarbeit in einem Verein oder anderer Freizeitgruppe gerne gesehen und hochgepriesen wird.

Wenn man als Gruppe in einem Spiel unterwegs ist, so übernimmt jeder in dieser Gruppe eine gewisse Rolle. Da hätten wir den Anführer einer Gruppe, den Vorsichtigen – das Gewissen, den Mitläufer und den Gegenspieler. Diese Gruppe muss gemeinsam an ein Ziel gelangen, das Problem analysieren und lösen. Dem geneigten Leser, welcher schon einmal etwas von Gruppendynamik gelesen / gehört hat, werden jetzt wohl die bekannten Titulierungen wie „Alpha-„, „Beta-“ und „Gammatypen“ einfallen. Und ja genau auf diese Bezeichnungen und Rollentypen spiele ich an. Denn nicht nur in der beruflichen Gruppendynamik gibt es diese Typen, sondern auch in Freizeitgruppen und dazu zählen auch derartige Spielergruppen. Umso größer die Gruppe, desto schwieriger wird die Situation den gesamten Haufen unter Kontrolle zu behalten. So wie ein Abteilungsleiter mit einer größeren Abteilung mehr Herausforderungen sich stellen muss, ebenso ist es auch für einen sogenannten Raidleiter in einem Spiel. Vielleicht hat es ein Spielleiter auch noch einmal schwieriger, da es sich hier um eine Freizeitaktivität handelt und natürlich eine entsprechende Moral und „Ernsthaftigkeit“ nicht im selben Ausmaß vorhanden ist, wie es im beruflichen Alltag sein würde.
Insofern ist es doch eigentlich auch nur legitim, wenn man derartige Erfahrungen auch in einem Bewerbungsgespräch anbringt. Denn zum Einen zeigt sie bereits ob man einige Anforderungen für zum Beispiel eine Führungsposition erfüllen könnte, als auch Fakten wie einen kühlen Kopf zu bewahren in einer Stresssituation. So sind aber diese Erkenntnisse nicht nur für einen Selbst interessant, sondern doch eigentlich auch für den Arbeitgeber.

Ist also jedes Computerspiel wirklich immer so schlecht und antisozial wie es einem die Gesellschaft weis machen will? Oder ist es mal wieder eher ein Generationsproblem?

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